Wenn Dein schlechtes Gewissen Dich abhält
- Peggy Haase
- 2. Juni
- 3 Min. Lesezeit

Du würdest ja längst mehr für Dich sorgen.
Dir Ruhe gönnen.
Grenzen setzen.
Aufhören, alles für andere mitzutragen.
Aber das kannst Du den anderen doch nicht antun, oder?
Allein der Gedanke lässt Dich nicht mehr frei atmen – weil Dein schlechtes Gewissen sofort losschlägt. Zu groß. Zu heftig. Zu übermächtig.
Willkommen in einer Dynamik, die fast jede Frau kennt:
Was steckt dahinter? Warum fühlen sich so viele Frauen schuldig – selbst dann, wenn sie einfach nur ihre eigenen Bedürfnisse ernst nehmen wollen?
Schuldgefühle: Ein Gefühl, das uns steuert
Wichtig zu verstehen:
Schuldgefühle sind kein Beweis für Schuld.
Schuldgefühle sind kein Beweis für Schuld.
Schuldgefühle sind kein Beweis für Schuld.
Sie sind ein Gefühl – nicht mehr und nicht weniger.
Doch sie wirken so mächtig, weil unser Körper sie als echtes Warnsignal interpretiert.
Das Nervensystem schlägt Alarm, sobald es Konflikt, Ablehnung oder Unzufriedenheit bei anderen wahrnimmt. Und dieser Alarm wird schnell als: „Ich habe etwas falsch gemacht“ gedeutet.
Dabei gilt:
Nicht jede unangenehme Emotion bedeutet, dass Du wirklich im Unrecht bist.
Und nicht jede Unstimmigkeit in der Beziehung zu anderen verlangt, dass Du Dich selbst zurücknimmst/ aufgibst/ aufopferst.
Wo Schuldgefühle ihre Wurzeln haben
Schuldgefühle haben ihre Wurzeln in der Bindungs- und Sozialisationserfahrung.
Schon früh lernen viele Mädchen:
Sei brav.
Sei freundlich.
Mach keine Probleme.
Kümmere Dich um die Gefühle anderer.
Die Botschaft:
Dein Wert hängt davon ab, wie gut Du Dich anpasst.
Dieses Muster prägt sich tief ein.
Das Nervensystem lernt (leider): Wenn ich alles richtig mache, bleibe ich sicher, geliebt und akzeptiert.
Das Problem:
Diese alten Muster wirken auch dann weiter, wenn wir längst erwachsen sind.
Typische Muster
Viele Frauen erleben Schuldgefühle in ganz bestimmten Situationen. Hier sind ein paar typische Beispiele:
Mütter, die ihre Kinder in die Kita bringen, obwohl das Kind weint: Der Kopf weiß: Das Kind ist sicher.Das Herz fühlt: Ich bin eine Rabenmutter.
Frauen, die krank zur Arbeit gehen, damit die Kolleginnen nicht überlastet werden: Der Körper schreit nach Ruhe.Die Gedanken kreisen: Ich darf die anderen nicht hängenlassen.
Frauen, die ihren Partner bitten, selbst einzukaufen – und dann ein schlechtes Gewissen haben: Er arbeitet doch so viel.. da kann ich das doch schnell selbst machen (dass sie selbst auch den ganzen Tag arbeitet, wird dabei gerne klein geredet.)
Frauen, die sich eigentlich nicht für den Elternbeirat oder ein Schulprojekt aufstellen lassen wollen: Obwohl sie spüren, dass es zu viel wäre, meldet sich sofort das schlechte Gewissen: „Du bist undankbar und nimmst Deine Pflicht als Mutter nicht ernst.“
Diese Situationen zeigen:
Schuldgefühle entstehen oft nicht, weil ein realer Fehler passiert ist, sondern weil das innere System meldet: „Achtung, Du könntest Ablehnung oder Kritik riskieren.“
Was Schuldgefühle mit Deinem Körper machen
Schuldgefühle sind nicht nur Gedanken – sie zeigen sich auch körperlich.
Häufige Anzeichen:
ein Kloß im Hals
Engegefühl in der Brust
flache Atmung
Unruhe oder Anspannung
Herzklopfen oder Magenziehen
Mehr potentielle Symptome findest Du hier: https://www.peggyhaase.de/post/burnout-symptome
Das Nervensystem reagiert hier mit einer Stressantwort. Es bewertet die Situation als potenziell gefährlich bzw. lebensbedrohlich – obwohl objektiv keine akute Bedrohung besteht. Das führt langfristig zu einem Zustand chronischer Anspannung.
Die fatale Spirale
Schuldgefühle führen oft dazu, dass wir unser Verhalten anpassen, um den inneren Druck zu lindern. Zum Beispiel:
Wir sagen doch "Ja", obwohl wir "Nein" sagen wollen.
Wir entschuldigen uns für Dinge, die gar nicht in unserer Verantwortung liegen.
Wir übernehmen zusätzliche Aufgaben, obwohl wir am Limit sind.
Kurzfristig verschafft das im Moment Erleichterung.
Langfristig verstärkt es aber das Muster:
Das Nervensystem lernt weiter, dass Anpassung scheinbar „Sicherheit“ bringt – auch wenn sie auf Kosten der eigenen Gesundheit geht.
Warum Schuldgefühle so hartnäckig sind
Schuldgefühle sind hartnäckig, weil sie einen Zweck erfüllen:
Sie sichern soziale Bindung.
Das Nervensystem ist darauf programmiert, Bindung zu erhalten – um (evolutionär gesehen) das Überleben zu sichern.
Auch wenn wir heute nicht mehr vom Wohlwollen der Sippe abhängen, reagiert unser inneres System - ob wir wollen oder nicht - noch immer nach diesem Prinzip:„Lieber passe ich mich an, bevor ich ausgeschlossen werde.“
Und genau deshalb halten sich Schuldgefühle – selbst dann, wenn sie uns selbst schaden. Aber daran kann man arbeiten. Du kannst sogar mehr Freiheit gewinnen. Mehr Leichtigkeit. Mehr Lebensqualität: https://www.peggyhaase.de/levelup
Liebe Grüße, Peggy